das haus in den dünen

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Frühherbstlicher Wind streift über die Holzplanken.
Ich spüre ihn, schon merklich kühler nun,
auf meiner Haut.
Höre, wie er die Gräser des Strandhafers, der mich auf allen Seiten umgibt, beugt und hin und her wirft.
In der Ferne schlagen Wellen an Land, endlich wieder… der Wind hat über Nacht auf Südwest gedreht,
die in den letzten Tagen seltsam ruhige Nordsee spielt endlich wieder ihr raues Lied.

Ich bin angekommen.
Hier im unaufgeregten Norden Dänemarks.
Aus dem lauten Großstadtalltag kommend, braucht es immer einige Tage um die innere Uhr anzupassen, die vielen inneren Stimmen ruhiger zu drehen,
und Platz zu machen für die wahrhafteren
Elemente des Seins.
Während ich anfangs eine polternde Begeisterung verspüre, die lange Vorfreude endlich abgelöst wird von einer aufgeregten Art von Glück, ich alles sehen will, alles spüren, noch immer nichts verpassen – finde ich nach einigen Tagen endlich zu mir, werde still. Auch ich habe über Nacht eine Wandlung erlebt.

Die Neugier weicht Zufriedenheit, das wilde Chaos im Kopf macht Platz für leise Gedanken.
Die Sinne besinnen sich:
Ich höre nun klarer, kenne die Rufe der Vögel,
weiß um den Wind und die ihm eigene Stille
dieses Ortes.
Ich rieche die Salzpartikel in der Luft, den reifen Sanddorn in den Dünen, die von der Nordsonne leicht erwärmte Sonnencreme auf meiner Haut.
Und ich sehe die kleinen Details,
die langsame Veränderung des Morgenlichts,
die Grünschattierungen im Blau der See und
die Blauschattierungen im Grün des Strandhafers.

Ich bin angekommen, weiß um die Dinge.
Blicke ich auf die Klitrosenbüsche vorm Haus,
kann ich die Haptik ihrer Früchte in meiner Hand fühlen, sehe ich den Schotterweg zu den Dünen,
spüre ich die kleinen harten Steine unter meinen Füßen, die Grasbüschel, auf denen ich versuche den allzu spitzen und scharfen unter ihnen auszuweichen – und schließlich den beinahe weißen,
feinen Dünensand, über dessen Kühle ich jedes Mal aufs neue verwundert bin.

Ich bin angekommen, im Haus in den Dünen.
Ein Ort, der mich innehalten lässt und der selber innegehalten hat.
Der Wind im Hafer, die stürmische See, die bunten Drachen, die im späten Septemberlicht tanzen, nichts war im letzten Jahr anders und nichts wird im kommenden Jahr anders sein.
Die Ruhe, die mich hier umgibt, entsteht aus dieser Unveränderung. Ich glaube man nennt es Beständigkeit.
Hier ist die Welt einfach die Welt.
Die Nordsee ist salzig und manchmal irre kalt.
Der Wind ist eigensinnig und lässt einen bisweilen Zuflucht vor ihm suchen.
Der Sand ist kühl, aber dennoch weich und sanft unter den Zehen. Alles ist, wie es war und sein wird.

Im Haus in den Dünen liegt Zufriedenheit über allem.
Und wie der Sand in jeden offenen Spalt fliegt,
schleicht sich diese Zufriedenheit lautlos in mich.
Stellt die Gedanken ab.
Lässt mich eins werden mit diesem Ort.

Das Haus in den Dünen.
Eine Ode ans Sein.

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