DE | EN
Roadtrip norWEGEN
Vom Ständigen Wandel
Wir wollen erfahren wie das Wetter sich zwischen Hochebenen und kleinen Küstenstädten verändert. Das Zeitgefühl inmitten von Fjorden und einsamen Straßen verlieren. Annähernd 3000km Norwegens mit Auto, Fähre und zu Fuß zu erkunden. Deshalb lassen wir Deutschland hinter uns und machen uns auf den Weg #onthenorway.
Unsere Erwartungen sind hoch, schließlich lieben wir beide den ungeschliffenen Atlantik und die kleinen verstreuten Inseln vor der Küste. Ferner träumen wir von freien Straßen und der Weite der Hochebenen. Als wir den Motor unseres MINI countryman starten, der für 18 Tage unser “Zuhause auf Rädern” sein wird, sind unsere Kamera-Akkus daher voll geladen und wir hoffen auf die Bilder, die in Norwegen auf uns warten.
Anfangs dauert es etwas uns an den neuen Rhythmus zu gewöhnen, an die Dimensionen und die Menschenleere. Wenngleich wir uns genau danach so sehr gesehnt hatten.
Denn wir wollen völlig in die Landschaften Norwegens eintauchen. Mit allen Sinnen das Licht und die unfassbare Szenerie aufnehmen, die noch so unberührt von menschlichen Einflüssen ist. Allerdings braucht es Zeit, das Chaos der vielen Eindrücke zu sortieren und sich selbst mit der Umgebung in Einklang zu bringen.
Wir beginnen unsere Reise in Bergen, doch spüren wir keine echte emotionale Verbindung zu dieser Stadt. Also flüchten wir schnell, raus aus der Stadt, und ab in die Natur. Daher geben wir Bergen nicht wirklich die Chance, die es verdient.
Jedoch sind wir auch nicht der Städte wegen nach Norwegen gereist. Vielmehr sind es Einsamkeit, die Weite und das Gefühl in ehrfürchtiger Stille inmitten der Natur zu sein, wonach wir suchen. Und wir sollen all das auch finden, immer wenn wir die Städte hinter uns lassen.
Dadurch, dass wir off season unterwegs sind, genießen wir den Luxus leerer Straßen und Campingplätze. Erleben dementsprechend sogar absolute Stille. Und selbst wenn es nicht die Ruhe ist, sind es die Geräusche der Natur, die uns umgeben: schwere Regenfälle, die stürmische See oder zahllose rauschende Wasserfälle, schließlich ist Schneeschmelze auf den Bergen und Fjells.
Hast Du je den Klang eines Gletschers in Bewegung gehört? Dieses krachende und knisternde Geräusch, langsam und dumpf… es hinterlässt eine Spur auf unseren Herzen. Es macht uns demütig und sprachlos. Vor allem transformiert es uns im Inneren. Tiefer Frieden ist es, den wir in Norwegen finden.
Die Entscheidung für eine Route zu treffen, bedeutet ihr für viele Kilometer zu folgen. Demzufolge gibt es Möglichkeit A und Möglickeit B, kein Umentscheiden auf halber Strecke, kein Zweifeln. Schlicht eine Straße, der wir bis zum nächsten Punkt auf unserer Karte folgen. Sunndalsøra — Oppdal — Hjerkinn — Dombås — Otta. Knapp 200km, 5 Punkte auf der Karte, 2 Straßen, einmal Abbiegen.
Wir sind langsam unterwegs, Landschaft und Wetter jedoch wechseln irrsinnig schnell! Deshalb sind 18 Tage auch mehr als genug, um wirklich alles zu erleben: Anfangs strahlende Sonne und über 20°, einige Tage später nicht enden wollender Regen, der uns völlig durchnässt und frösteln lässt. Schließlich knietiefer Schnee auf den Wanderwegen der Hochebenen.
Wir “duschen” in eiskalten Flüssen und grillen frische Garnelen am offenen Feuer. Wir wachen inmitten von Postkartenmotiven auf und schlafen zum Geschrei der Möwen ein.
Und gegen Ende unserer Reise sind wir vor allem süchtig nach einem: „Canelsnurrer“, der norwegischen Variante der Zimtschnecke.
Obwohl wir es von Anfang an ahnten, ist es nun eine Gewissheit: Wir müssen zurück in den hohen Norden!
Fotos
Constantin Gerlach, Laura Droße
Text
Laura Droße